Menschen, die an Demenz erkrankt sind, können ihr Verhalten oft nicht mehr bewusst kontrollieren. Die 10 Regeln im Umgang mit Demenzkranken werden deshalb für Angehörige und Pflegekräfte immer wichtiger, besonders da Angehörige den Hauptanteil an der Versorgung von Menschen mit Demenz tragen.
Mit der Diagnose Demenz sind viele Angehörige überfordert. Allerdings ist es entscheidend, Demenz als das anzusehen, was es ist: eine Krankheit. Der richtige Umgang mit Demenzerkrankten basiert auf Verständnis und Geduld, während typische Fehler im Umgang mit Demenzkranken, wie sie zu ignorieren oder wie Kinder zu behandeln, zu Gefühlen der Isolation und Vernachlässigung führen können.
Eine funktionierende Beziehung zwischen Pflegekraft und dementer Person ist das Schlüsselelement für einen positiven Umgang. Zudem verleiht Wissen über die Krankheit Sicherheit im Zusammenleben und in der Kommunikation mit den Erkrankten. Dieser Leitfaden bietet wichtige Demenz Hilfe für Angehörige und zeigt, wie man die emotionale Welt der Betroffenen besser verstehen kann, denn die Erkrankten empfinden die Trauer über ihren Verlust an Fähigkeiten und Unabhängigkeit umso stärker.
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1. Die richtige Ansprache wählen
Die Kommunikation mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, erfordert besondere Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen. Die Art und Weise, wie man Demenzkranke anspricht, kann entscheidend für eine gelingende Interaktion sein.
Demenzkranke mit Namen ansprechen
Für Menschen mit Demenz ist es wichtig, direkt und persönlich angesprochen zu werden. Bevor das Gespräch beginnt, sollte zunächst Blickkontakt hergestellt werden, damit der Erkrankte spürt, dass er gemeint ist. Dabei ist es hilfreich, die Person mit ihrem Namen anzusprechen und sich selbst vorzustellen, besonders wenn Erkennungsschwierigkeiten bestehen. Durch diesen direkten Kontakt wird Vertrauen aufgebaut und Sicherheit vermittelt.
Kurze, klare Sätze verwenden
Mit fortschreitender Demenz fällt es den Betroffenen zunehmend schwerer, komplexe Sätze zu verstehen. Deshalb ist es ratsam, einfache und kurze Sätze zu verwenden und nur eine Information gleichzeitig zu vermitteln. Statt zu sagen „Zieh deine Schuhe an und steck deinen Geldbeutel in die Handtasche, damit wir einkaufen gehen können“, ist es besser, die Anweisungen nacheinander zu geben. Außerdem sollten Fragen so gestellt werden, dass sie mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können oder eine Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten bieten. „Möchtest du Apfelkuchen oder Schokotorte?“ ist leichter zu beantworten als „Was möchtest du essen?“.
Kindliche Sprache vermeiden
Obwohl einfache Sprache wichtig ist, sollte man Demenzkranke niemals wie Kinder behandeln. Die Kommunikation sollte stets auf Augenhöhe und mit Respekt erfolgen. Menschen mit Demenz nehmen oft nicht mehr jedes Wort genau wahr, aber sie spüren, wie etwas gesagt wird. Ein ruhiger Tonfall, direkter Blickkontakt und eine offene Haltung vermitteln Wertschätzung.
Darüber hinaus kann die Kommunikation durch unterstützende Gesten und Berührungen verbessert werden. Diese nonverbalen Signale geben zusätzliche Informationen und erleichtern das Verstehen. Ferner sollten Zurechtweisungen und Kritik vermieden werden, da Diskussionen oft nutzlos sind und nur die Stimmung verschlechtern. Stattdessen gilt es, die Würde der erkrankten Person zu wahren und ihre subjektive Weltsicht anzuerkennen.
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2. Emotionale Welt verstehen
Die emotionale Welt von Menschen mit Demenz unterscheidet sich grundlegend von unserer eigenen. Betroffene haben eine eingeschränkte Fähigkeit, Situationen richtig zu deuten, was häufig zu Erklärungsversuchen führt, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Deshalb ist ein einfühlsamer Zugang besonders wichtig, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Empathie statt Logik
Bei Menschen mit Demenz ist es meist sinnvoller, ihnen auf der Gefühlsebene zu begegnen, anstatt den Wahrheitsgehalt ihrer Äußerungen anzuzweifeln. Wenn Angehörige erwarten, dass Betroffene ihre Verirrung eingestehen, wird dies als Bedrohung erlebt. Stattdessen kann man sie beispielsweise ermuntern, etwas über ihre Arbeit oder die Eltern zu erzählen.
Eine angenehme und spannungsfreie Atmosphäre, die Halt und Sicherheit gibt, steigert das Wohlbefinden maßgeblich. Dementiell erkrankte Menschen spüren sehr genau, dass sie mit Fortschreiten des Krankheitsprozesses einen Teil ihrer eigenen Identität verlieren. Diese Erkenntnis kann unterschiedliche Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Scham oder Wut auslösen.
Gefühle erkennen und spiegeln
Demenzkranke kommunizieren sehr emotionsbezogen und spiegeln oftmals das Verhalten ihres Gegenübers wider. Daher ist es wichtig, die eigene Körpersprache bewusst einzusetzen. Ein ruhiger Tonfall, Blickkontakt und eine offene Haltung vermitteln Wertschätzung.
Das Nachahmen typischer Bewegungen oder Haltungen, wenn es mit echter Anteilnahme geschieht, schafft Vertrauen und ermöglicht eine nonverbale Kommunikation. Allerdings sollte dies niemals als Nachäffen wahrgenommen werden. Eine klare, ruhige und liebevolle Stimme hilft, Vertrauen aufzubauen und eine positive Atmosphäre zu schaffen.
Validierung als Methode
Die Validation nach Naomi Feil und Nicole Richard ist eine anerkannte Methode im Umgang mit Demenzerkrankten. Sie basiert auf der Annahme, dass Betroffene überaus feinfühlig sind und ihre Gefühle sehr authentisch äußern. Bei der Validation geht man auf die aktuelle Gefühlslage ein, anstatt zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen.
Ziel dabei ist es, Stress zu reduzieren, Unruhe und Aggressionen entgegenzuwirken und das Selbstwertgefühl zu steigern. Das Verstehen und Spiegeln von Emotionen trägt dazu bei, emotionale Ausbrüche zu mindern. Beispielsweise könnte man bei einem unruhigen Betroffenen sagen: „Du bist gerne pünktlich. Auf dich ist Verlass“ anstatt zu korrigieren, dass kein Termin ansteht.
Validation hilft, Konflikte zu vermeiden und die Beziehung trotz der Krankheit zu stärken. Darüber hinaus motiviert sie zu einem aktiveren Leben und verringert Rückzugstendenzen. Durch das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden, suchen Betroffene häufiger den Kontakt zu anderen Menschen.
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3. Biografie und Vergangenheit einbeziehen
Die Biografie eines Menschen mit Demenz bildet das Fundament für einen würdevollen und individuellen Umgang. Besonders die ersten 25 bis 30 Lebensjahre prägen einen Menschen nachhaltig und können zum Verständnis symptomatischer Verhaltensweisen beitragen.
Lebensgeschichte kennen
Biografiearbeit ist ein wichtiger Teil der Pflege von Demenzerkrankten. Sie hilft den Betroffenen, ihre Identität länger zu bewahren und trägt dazu bei, sie besser in ein soziales Gefüge einzubinden. Mit Fotos, Gegenständen oder Aufzeichnungen werden alte Erinnerungen wieder wach, was die Kommunikation und Gedächtnisleistung anregen kann. Je mehr die Pflegekräfte und Angehörigen über eine Person wissen, umso persönlicher können sie auf sie eingehen. Allerdings sollten schmerzhafte Erlebnisse, wie Kriegserfahrungen, nicht unnötig hervorgehoben werden, da diese traumatische Erinnerungen reaktivieren könnten.
Routinen und Vorlieben nutzen
Für Menschen mit Demenz sind vertraute Routinen ein wichtiger Anker im Alltag. Ein geregelter Tagesablauf bietet nicht nur den Betroffenen Sicherheit, sondern entlastet auch die Angehörigen. Hierbei können biografische Hinweise wie frühere Gewohnheiten und Vorlieben wertvolle Anhaltspunkte sein. Etablieren Sie feste tägliche Routinen für Aktivitäten wie Aufstehen, Essen und Zubettgehen. Dabei hilft es, einzelne Schritte mit vertrauten Handlungen zu bereichern, etwa mit Kaffeeduft am Morgen oder bekannten Radiosendungen.
Vertraute Themen ansprechen
Während das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, bleiben Erinnerungen an frühere Zeiten oft erstaunlich präsent. Nutzen Sie daher Gegenstände, die einen Bezug zur früheren Tätigkeit oder zu Hobbys haben. Wenn jemand beispielsweise gerne genäht hat, kann eine Kiste mit verschiedenen Stoffen zum Anschauen und Befühlen dienen. Auch Küchengeräte oder Werkzeuge können Gespräche über frühere Tätigkeiten anregen. Darüber hinaus können Bilder, Gerüche, Musik oder bestimmte Lebensmittel als Gesprächsanlässe dienen. Achten Sie dabei auf überschaubare Aktivitäten, da Menschen mit Demenz oft nur etwa zehn Minuten lang konzentriert bleiben können. Geben Sie konkrete Anweisungen wie: „Du kannst die Fensterbank abstauben, hier ist der Lappen.“
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4. Verhalten akzeptieren und Sicherheit geben
Das Verhalten von Menschen mit Demenz erscheint oft unverständlich, ist jedoch für die Betroffenen selbst sinnvoll und stellt häufig eine Reaktion auf ihre Umwelt dar. Der richtige Umgang mit diesen Verhaltensweisen ist entscheidend für das Wohlbefinden aller Beteiligten.
Nicht korrigieren oder diskutieren
Es ist sinnlos, die Wahrnehmung von Demenzkranken korrigieren zu wollen. Stattdessen sollte die Situation so verändert werden, dass sie weniger bedrohlich erscheint. Anschuldigungen und Vorwürfe sollten nicht persönlich genommen werden, da sie meist Ausdruck von Hilflosigkeit und Frustration sind. Wenn jemand beispielsweise behauptet, bestohlen worden zu sein, hilft es mehr, die Sorgen anzuerkennen und abzulenken, anstatt zu widersprechen.
Unruhe und Aggressionen deuten
Unruhe zeigt sich durch zielloses Umherlaufen, wiederholtes Fragen sowie Suchen und Sortieren von Gegenständen. Dahinter stehen oft Orientierungsprobleme oder das Gefühl, Verpflichtungen nachkommen zu müssen. Aggressionen entstehen häufig durch Überforderung, Schmerzen oder Angst. Manchmal reicht ein plötzlicher lauter Satz oder eine überfordernde Situation, um aggressive Reaktionen auszulösen.
Sicherheit durch Struktur und Nähe
Demenz braucht Bindung. Zu den wesentlichen Grundbedürfnissen gehören Orientierung und Kontrolle über das eigene Leben. Eine klare Tagesstruktur mit Ritualen und einfachen Regeln bietet Sicherheit. Die Präsenz einer Bindungsperson vermindert Angst und kann durch bewusste Bindungssignale unterstützt werden. Darüber hinaus ist die Möglichkeit, jederzeit Blickkontakt aufnehmen zu können, ein wesentliches Element. Vertraute Menschen und das gewohnte Zuhause geben wertvolle Sicherheit und Geborgenheit.
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Schlussfolgerung
Der richtige Umgang mit demenzkranken Menschen erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Respekt. Demenz verändert nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch die emotionale Welt der Betroffenen. Daher ist es entscheidend, diese Erkrankung als das anzuerkennen, was sie ist – eine Krankheit, die das Verhalten und die Wahrnehmung grundlegend beeinflusst.
Die vorgestellten Regeln bieten wertvolle Orientierung für Angehörige und Pflegekräfte. Besonders wichtig erscheint dabei die richtige Ansprache mit kurzen, klaren Sätzen ohne kindliche Sprache. Ebenso bedeutsam ist das Verständnis für die emotionale Welt der Erkrankten. Tatsächlich hilft Empathie oft mehr als logische Erklärungen, während die Validationsmethode ermöglicht, auf Gefühle einzugehen, ohne zu korrigieren.
Die Biografie eines Menschen spielt zweifellos eine zentrale Rolle im Umgang mit Demenz. Vertraute Routinen, bekannte Themen und persönliche Vorlieben schaffen Sicherheit und stärken die Identität. Allerdings sollte man schmerzhafte Erinnerungen behutsam behandeln.
Schließlich ist die Akzeptanz ungewöhnlicher Verhaltensweisen unerlässlich. Anstatt zu korrigieren oder zu diskutieren, sollten Angehörige versuchen, die Situation zu entschärfen und Sicherheit durch klare Strukturen zu vermitteln. Unruhe und Aggressionen sind dabei nicht persönlich zu nehmen, sondern als Ausdruck von Überforderung zu verstehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Menschen mit Demenz brauchen vor allem Bindung, Verständnis und Geborgenheit. Obwohl die Pflege von Demenzkranken herausfordernd sein kann, ermöglichen die hier beschriebenen Regeln eine würdevolle Begleitung, die sowohl den Betroffenen als auch den Pflegenden mehr Lebensqualität schenkt. Durch geduldiges Zuhören, liebevolles Begleiten und das Akzeptieren ihrer Realität können wir eine Brücke in ihre Welt bauen und trotz der Erkrankung eine erfüllende Beziehung aufrechterhalten.
FAQs
Q1. Wie kann ich am besten mit einem Demenzkranken kommunizieren? Sprechen Sie die Person mit ihrem Namen an, verwenden Sie kurze, klare Sätze und vermeiden Sie eine kindliche Sprache. Stellen Sie Blickkontakt her und nutzen Sie unterstützende Gesten, um das Verständnis zu erleichtern.
Q2. Warum ist es wichtig, die Biografie eines Demenzkranken zu kennen? Die Lebensgeschichte hilft, individuelle Verhaltensweisen zu verstehen und ermöglicht eine persönlichere Betreuung. Vertraute Themen und Routinen aus der Vergangenheit können Sicherheit geben und die Kommunikation erleichtern.
Q3. Wie gehe ich mit aggressivem Verhalten bei Demenz um? Verstehen Sie Aggressionen als Ausdruck von Überforderung oder Angst. Versuchen Sie nicht zu diskutieren, sondern die Situation zu entschärfen. Bieten Sie Sicherheit durch klare Strukturen und eine ruhige Umgebung.
Q4. Was ist die Validationsmethode und wie kann sie helfen? Die Validationsmethode fokussiert sich auf das Verstehen und Spiegeln von Emotionen, anstatt zu korrigieren. Sie hilft, Stress zu reduzieren, das Selbstwertgefühl zu steigern und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Q5. Wie kann ich die emotionale Welt eines Demenzkranken besser verstehen? Begegnen Sie dem Betroffenen mit Empathie statt Logik. Erkennen und spiegeln Sie Gefühle, anstatt auf der faktischen Richtigkeit von Aussagen zu beharren. Eine einfühlsame Haltung und nonverbale Kommunikation können helfen, Vertrauen aufzubauen.



