Dekubitus ist ein ernsthaftes Problem in der Pflege, das wir nicht unterschätzen sollten. Wir sehen oft, wie Patienten darunter leiden und wie es ihre Lebensqualität beeinträchtigt. Dekubitusprophylaxe Maßnahmen sind daher von entscheidender Bedeutung, um Druckgeschwüre zu verhindern und die Gesundheit der Patienten zu schützen. Als Pflegekräfte haben wir die Verantwortung, effektive Strategien zur Vorbeugung zu kennen und umzusetzen.
In diesem Artikel werden wir uns näher mit dem Thema Dekubitusprophylaxe befassen. Wir werden erklären, was ein Dekubitus ist und wie er entsteht. Dann gehen wir auf wichtige Maßnahmen ein, die wir ergreifen können, um Dekubitus vorzubeugen. Auch der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe wird eine Rolle spielen. Unser Ziel ist es, Ihnen praktische Tipps an die Hand zu geben, damit Sie in Ihrer täglichen Arbeit Dekubitus effektiv vorbeugen können.
Was ist ein Dekubitus und wie entsteht er?
Definition und Entstehung eines Dekubitus
Ein Dekubitus, auch als Druckgeschwür oder Wundliegen bekannt, ist eine lokale Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes. Er entsteht durch anhaltenden Druck auf einen bestimmten Körperbereich. Dieser Druck führt zu einer Minderdurchblutung des betroffenen Gewebes, was eine unzureichende Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen zur Folge hat. Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, kann das Gewebe absterben und eine Wunde entstehen.
Die Entstehung eines Dekubitus hängt von zwei Hauptfaktoren ab: der Druckintensität und der Druckverweildauer. Je höher der Druck und je länger er einwirkt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Dekubitus entwickelt. Zusätzlich spielen Scherkräfte eine wichtige Rolle. Diese entstehen, wenn sich die Hautschichten gegeneinander verschieben, was beispielsweise beim Rutschen im Bett oder beim unsachgemäßen Umlagern passieren kann.
Risikofaktoren für die Entwicklung eines Dekubitus
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für die Entstehung eines Dekubitus erhöhen. Diese lassen sich in intrinsische (innere) und extrinsische (äußere) Faktoren unterteilen.
Zu den intrinsischen Risikofaktoren zählen:
- Reduzierte Mobilität oder Immobilität: Dies ist der wichtigste Risikofaktor, da Betroffene oft nicht in der Lage sind, ihre Position selbstständig zu verändern.
- Alter: Ältere Menschen haben ein höheres Risiko aufgrund von Veränderungen der Hautstruktur und oft vorhandenen Grunderkrankungen.
- Ernährungszustand: Sowohl Unter- als auch Übergewicht können das Dekubitusrisiko erhöhen.
- Inkontinenz: Feuchtigkeit durch Urin oder Stuhl kann die Haut aufweichen und anfälliger für Schäden machen.
- Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen: Beispielsweise Diabetes mellitus oder Schlaganfall können die Durchblutung und das Schmerzempfinden beeinträchtigen.
Extrinsische Risikofaktoren umfassen:
- Falsche Lagerung oder Positionierung
- Ungeeignete Hebe- und Lagerungstechniken
- Reibung durch Kleidung oder Bettwäsche
- Druck durch medizinische Hilfsmittel wie Katheter oder Sonden
- Harte Auflageflächen
Gefährdete Körperstellen
Bestimmte Körperregionen sind besonders anfällig für die Entwicklung eines Dekubitus. Dies sind vor allem Stellen, an denen Knochenvorsprünge dicht unter der Haut liegen und wenig Fett- oder Muskelgewebe als Polsterung vorhanden ist. Zu den am häufigsten betroffenen Körperstellen gehören:
- Kreuzbein und Steißbein (etwa 40% aller Dekubitalgeschwüre)
- Fersen (etwa 18% aller Fälle)
- Hüftknochen
- Schulterblätter
- Ellenbogen
- Hinterkopf
- Knöchel
Die genaue Lokalisation hängt oft von der bevorzugten Liegeposition ab. In Rückenlage sind beispielsweise Fersen, Kreuzbein und Hinterkopf besonders gefährdet, während in Seitenlage eher Hüftknochen, Schulter und Knöchel betroffen sind.
Um einen Dekubitus zu verhindern, sind Dekubitusprophylaxe Maßnahmen von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören regelmäßige Positionswechsel, der Einsatz von druckentlastenden Hilfsmitteln und eine gute Hautpflege. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind ebenfalls wichtig, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Wichtige Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe
Regelmäßige Positionswechsel und Mobilisation
Einsatz von druckentlastenden Hilfsmitteln
Um die Dekubitusprophylaxe zu unterstützen, werden verschiedene Hilfsmittel eingesetzt. Dazu gehören spezielle Matratzen, die den Druck besser verteilen oder ihn durch automatische Luftdruckveränderungen variieren. Diese Antidekubitus-Matratzen haben sich als wirksam erwiesen, um das Risiko für die Entwicklung von Dekubitus zu reduzieren.
Zudem kommen Lagerungskissen und -rollen zum Einsatz, die gezielt unter bestimmten Körperstellen platziert werden, um den Druck zu verringern. Für Patienten, die viel Zeit im Sitzen verbringen, werden spezielle Sitzhilfen verwendet, die mit Luft oder Gel gefüllt sind und die Haut am Gesäß vor übermäßigem Druck schützen.
Bei der Auswahl der Hilfsmittel berücksichtigen Pflegekräfte die individuellen Bedürfnisse der Patienten. Da nicht alle Hilfsmittel für jeden Patienten gleichermaßen geeignet sind, ist eine sorgfältige Auswahl sowie eine regelmäßige Überprüfung der Hilfsmittel von großer Bedeutung.
Hautpflege und Hygiene
Eine gute Hautpflege ist ein wesentlicher Bestandteil der Dekubitusprophylaxe. Pflegekräfte achten darauf, die Haut der Patienten sauber und trocken zu halten, insbesondere bei inkontinenten Patienten. Bei der Reinigung verwenden sie warmes Wasser und pH-neutrale Reinigungsmittel, um die Haut nicht übermäßig zu belasten.
Nach der Reinigung trocknen sie die Haut vorsichtig durch Tupfen, anstatt zu reiben. Bei trockener Haut kommen Wasser-in-Öl-Emulsionen zur Pflege zum Einsatz. Diese Lotionen enthalten einen hohen Anteil an rückfettenden Bestandteilen, die die Haut schützen und pflegen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Hautpflege allein keinen Dekubitus verhindern kann. Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege hat klargestellt, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Hautpflege und Dekubitusprophylaxe besteht. Dennoch trägt eine gute Hautpflege zum allgemeinen Wohlbefinden des Patienten bei und kann helfen, andere Hautschäden zu verhindern.
Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr spielen eine entscheidende Rolle in der Dekubitusprophylaxe. Pflegekräfte achten darauf, dass die Patienten genügend Proteine, Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen. Diese Nährstoffe sind wichtig für die Gesunderhaltung der Haut und können die Wundheilung unterstützen, falls es doch zur Entstehung eines Dekubitus kommt.
Die tägliche Proteinzufuhr sollte bei einem gesunden Menschen etwa 0,8 g bis 1,5 g pro kg Körpergewicht betragen. Bei Patienten mit erhöhtem Dekubitusrisiko oder bereits vorhandenem Dekubitus kann der Bedarf auf bis zu 1,9 g pro kg Körpergewicht ansteigen.
Ebenso wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Pflegekräfte empfehlen ihren Patienten, täglich etwa 100 ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht für die ersten 10 kg, 50 ml pro kg für die nächsten 10 kg und 15 ml für jedes zusätzliche kg Körpergewicht zu sich zu nehmen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr trägt dazu bei, die Haut elastisch zu halten und somit das Risiko für Dekubitus zu verringern.
Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
Ziele und Inhalte des Expertenstandards
Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege ist ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung und -entwicklung in der Pflege. Er wurde erstmals 2004 vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) veröffentlicht und zuletzt 2017 aktualisiert. Das übergeordnete Ziel des Expertenstandards ist die Verhinderung von Dekubitus.
Die zentrale Zielsetzung lautet: Jeder dekubitusgefährdete Patient oder Bewohner erhält eine Prophylaxe, die die Entstehung eines Dekubitus verhindert. Um dieses Ziel zu erreichen, definiert der Expertenstandard verschiedene Teilziele und Handlungsebenen.
Der Expertenstandard basiert auf umfassenden Literaturanalysen nationaler und internationaler Fachliteratur der Medizin und Pflege. Er berücksichtigt die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur Dekubitusprophylaxe und bietet eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für Pflegefachkräfte.
Ein wichtiger Aspekt des Expertenstandards ist die systematische Risikoeinschätzung. Pflegefachkräfte sollen das Dekubitusrisiko aller Patienten oder Bewohner, bei denen eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann, mittels eines systematischen Vorgehens beurteilen. Dazu gehören die Evaluation der Krankengeschichte, die Verwendung von Risikoskalen und die Beurteilung verschiedener Faktoren wie Hautzustand, Mobilität und Ernährungszustand.
Umsetzung in der Pflegepraxis
Die Umsetzung des Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflegepraxis erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Kompetenz von den Pflegefachkräften. Sie müssen über aktuelles Wissen zur Dekubitusentstehung verfügen und die Fähigkeit haben, das Dekubitusrisiko einzuschätzen.
Ein wichtiger Aspekt der Umsetzung ist die Planung und Steuerung von Dekubitusprophylaxe-Maßnahmen. Pflegefachkräfte planen individuell mit dem dekubitusgefährdeten Patienten oder Bewohner und gegebenenfalls seinen Angehörigen Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe. Sie informieren alle an der Versorgung Beteiligten über das Dekubitusrisiko und die Notwendigkeit der kontinuierlichen Fortführung von Interventionen.
Die Förderung der Eigenbewegung des Patienten oder Bewohners steht im Fokus der Dekubitusprophylaxe. Pflegefachkräfte sollen soweit wie möglich die Eigenbewegung fördern und gefährdete Körperstellen entlasten. Wenn eine ausreichende Bewegungsförderung nicht möglich ist, kommen geeignete druckverteilende und -entlastende Hilfsmittel zum Einsatz.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Information, Schulung und Beratung des Patienten oder Bewohners und gegebenenfalls seiner Angehörigen. Die Pflegefachkraft erläutert die Dekubitusgefährdung und die Durchführung von prophylaktischen Maßnahmen. Ziel ist es, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen die Dekubitusgefahr sowie die geplanten Maßnahmen kennen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten an deren Umsetzung mitwirken.
Bedeutung für die Qualitätssicherung
Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe hat eine große Bedeutung für die Qualitätssicherung in der Pflege. Er definiert die berufliche Tätigkeit und Verantwortung der Pflegefachkräfte im Bereich der Dekubitusprophylaxe und fördert ein einheitliches Niveau der Berufsausübung.
Durch die Umsetzung des Expertenstandards wird die Qualität der Pflege kontinuierlich weiterentwickelt. Er gibt Impulse für Innovation und Veränderung und fördert die berufliche Identität und Beweglichkeit der Pflegekräfte. Zudem unterstützt er einen konstruktiven Dialog über Gesundheitsfragen mit anderen Gesundheitsberufen.
Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung ist die Erfassung und Bewertung der dekubitusprophylaktischen Maßnahmen. Die Einrichtungen müssen Ressourcen zur Verfügung stellen, um Zahlen zur Dekubitushäufigkeit sowie zur Wirksamkeit der Dekubitusprophylaxe zu erfassen. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung der Maßnahmen.
Der Expertenstandard trägt dazu bei, die Transparenz der pflegerischen Handlungen zu erhöhen und die Professionalität der Pflege darzustellen. Er gewährleistet einheitliche Abläufe und methodische Sicherheit in der Dekubitusprophylaxe und stellt sicher, dass die Pflege sich an den körperlichen, psychischen, sozialen, seelischen und spirituellen Bedürfnissen der Patienten oder Bewohner orientiert.
Insgesamt leistet der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Pflegequalität und zur Verhinderung von Dekubitus. Er unterstützt Pflegefachkräfte dabei, ihre Verantwortung in diesem wichtigen Bereich der Pflege wahrzunehmen und die bestmögliche Versorgung für dekubitusgefährdete Patienten und Bewohner zu gewährleisten.
Schlussfolgerung
Die Dekubitusprophylaxe hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität und Gesundheit von Patienten. Durch die Umsetzung effektiver Strategien wie regelmäßige Positionswechsel, den Einsatz von druckentlastenden Hilfsmitteln und eine gute Hautpflege kann das Risiko für die Entstehung von Druckgeschwüren deutlich verringert werden. Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe bietet dabei eine wichtige Orientierung und trägt zur Verbesserung der Pflegequalität bei.
Pflegekräfte tragen eine große Verantwortung, um Dekubitus vorzubeugen. Indem sie ihr Wissen ständig erweitern und die empfohlenen Maßnahmen konsequent umsetzen, können sie einen wesentlichen Beitrag zum Schutz und Wohlbefinden unserer Patienten leisten. Letztendlich geht es darum, gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen zu arbeiten, um die bestmögliche Vorbeugung und Pflege zu gewährleisten.
FAQs
Welche Maßnahmen sind entscheidend zur Vorbeugung von Dekubitus?
Zur effektiven Vorbeugung von Dekubitus zählen mehrere Schritte: tägliche Hautkontrollen, die Verwendung geeigneter Reinigungsmittel für die Haut, das Tragen von atmungsaktiver Kleidung, die nicht einschnürt, regelmäßiger Wechsel von Inkontinenzmaterialien, eine ausgewogene Ernährung und eine angemessene Flüssigkeitsaufnahme.
Wie lässt sich Dekubitus in der Pflege effektiv verhindern?
Um Dekubitus vorzubeugen, ist es wesentlich, die mechanische Belastung der Patienten zu reduzieren. Dies kann erreicht werden, indem Pflegekräfte Patienten regelmäßig umlagern und ihre Positionen ändern, um Druckstellen zu vermeiden.
Was beinhaltet die Dekubitusprophylaxe?
Die Dekubitusprophylaxe umfasst verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, die Entstehung von Druckgeschwüren zu verhindern. Dazu gehören regelmäßige Positionswechsel, der Einsatz von druckentlastenden Hilfsmitteln, sorgfältige Hautpflege und eine angemessene Ernährung und Hydratation.
Welche Hilfsmittel werden zur Vorbeugung und Behandlung von Dekubitus eingesetzt?
Zur Vorbeugung und Behandlung von Dekubitus werden verschiedene Hilfsmittel eingesetzt, darunter Weichlagerungsmatten, Wechseldrucksysteme, temporäre Freilagerungshilfen, Hilfen zur Förderung der Wahrnehmung, aktive Belüftungssysteme der Auflagefläche, Anti-Dekubitus-Hilfen sowie statische Positionierungshilfen.