Etwa 40.000 Menschen in Deutschland sind auf parenterale Ernährung angewiesen, und viele von ihnen führen diese lebensnotwendige Behandlung zu Hause durch.
Die parenterale Ernährung zu Hause ermöglicht Patienten mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität. Allerdings erfordert sie auch sorgfältige Vorbereitung, strenge Hygienemaßnahmen und fundiertes Wissen über die korrekte Durchführung. Besonders wichtig ist dabei die sichere Handhabung des Ports, über den die künstliche Ernährung verabreicht wird.
Dieser umfassende Leitfaden erklärt Schritt für Schritt, wie Betroffene und Pflegende die parenterale Ernährung zu Hause sicher durchführen können. Von der Grundausstattung bis zur Erkennung möglicher Komplikationen – hier finden Sie alle wichtigen Informationen für eine sichere Anwendung.
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Grundlegende Voraussetzungen für parenterale Ernährung
Die sichere Durchführung der parenteralen Ernährung zu Hause erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und die richtigen Voraussetzungen.
Notwendige Ausstattung und Materialien
Für die parenterale Ernährung über Port werden spezifische Materialien benötigt. Die grundlegende Ausstattung umfasst:
- Parenterale Nährlösung (Zwei- oder Dreikammerbeutel)
- Infusionsbesteck mit Durchflussregler oder elektrische Pumpe
- Sterile Handschuhe und Kompressen
- Desinfektionsmittel
- Spritzen und Kanülen
- Verbandsmaterial
- Infusionsständer oder mobiler Rucksack mit Pumpe
Einrichtung eines sterilen Arbeitsbereichs
Der Arbeitsbereich für die künstliche Ernährung zuhause muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Ein separater, hygienisch gehaltener Raum ist optimal. Die Arbeitsfläche sollte mindestens 75×90 cm groß sein und gute Beleuchtung aufweisen. Während der Vorbereitung und Durchführung müssen Fenster und Türen geschlossen bleiben, um Luftzug und Staubaufwirbelung zu vermeiden.
Schulung und Vorbereitung der Pflegenden
Eine umfassende Schulung ist entscheidend für die sichere Durchführung der parenteralen Ernährung. Die Schulung beginnt idealerweise noch im Krankenhaus und wird zu Hause fortgesetzt. Pflegende und Angehörige lernen dabei:
- Die korrekte Handhabung aller Materialien
- Hygienische Arbeitsweisen
- An- und Abschluss der Nährlösung
- Erkennung von Komplikationen
- Verbandwechsel am Katheter
Die Schulung endet erst, wenn sich die Durchführenden sicher genug fühlen. Regelmäßige Kontrollen durch geschultes Fachpersonal bleiben dennoch unerlässlich.
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Schritt-für-Schritt Anleitung zur täglichen Durchführung
Die tägliche Durchführung der parenteralen Ernährung erfordert ein systematisches und hygienisches Vorgehen. Hier folgt eine detaillierte Anleitung für die sichere Handhabung.
Vorbereitung der Nährlösung
- Arbeitsfläche desinfizieren und alle Materialien bereitstellen
- Nährlösung auf Raumtemperatur bringen (etwa acht Stunden vor Verwendung aus dem Kühlschrank nehmen)
- Dreikammerbeutel vorbereiten:
- Umbeutel entfernen und Verfalldatum prüfen
- Peelnähte durch Aufrollen öffnen
- Beutelinhalt sorgfältig und ohne Luftblasen vermischen
Korrektes Anschließen des Ports
- Händedesinfektion durchführen
- Portnadel-Verlängerung mit steriler Kompresse unterlegen
- Klemme an der Portnadel-Verlängerung schließen
- System mit 10 ml NaCl 0,9% spülen
- Infusionsleitung anschließen und Klemmen öffnen
Überwachung während der Infusion
Die Infusionsgeschwindigkeit wird nach Körpergewicht berechnet und sollte exakt eingehalten werden. Folgende Parameter müssen regelmäßig kontrolliert werden:
- Einstichstelle auf Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Schmerz)
- Durchflussrate der Infusion
- Körpertemperatur und Allgemeinbefinden
Wichtig: Die Infusionsdauer beträgt in der Regel 12 bis 16 Stunden. Bei Komplikationen wie Schmerzen oder Schwellungen muss die Infusion gestoppt und medizinische Hilfe hinzugezogen werden.
Die tägliche Registrierung der tatsächlich zugeführten Substrat- und Flüssigkeitsmenge ist ein wesentlicher Bestandteil der Überwachungsmaßnahmen. Über den Ernährungskatheter sollten keine anderen Infusionslösungen verabreicht werden, und die Infusionssysteme müssen täglich gewechselt werden.
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Hygiene und Infektionsprävention
Bei der parenteralen Ernährung stellt die Infektionsprävention den wichtigsten Sicherheitsaspekt dar. Die Gefahr einer Infektion durch Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Viren ist besonders hoch, da diese direkt in die Blutbahn gelangen können.
Desinfektion und Sterilität
Die korrekte Händedesinfektion bildet die Grundlage der Infektionsprävention. Folgende Schritte sind dabei einzuhalten:
- Gründliches Händewaschen mit Flüssigseife
- Trocknen mit sauberem Einmalhandtuch
- Auftragen von 3-5 ml Händedesinfektionsmittel
- Einwirkzeit von mindestens 30 Sekunden beachten
Der Arbeitsbereich muss vor jeder Anwendung desinfiziert werden. Türen und Fenster bleiben während der Vorbereitung geschlossen, um Luftzug zu vermeiden.
Pflege der Einstichstelle
Die Einstichstelle erfordert besondere Aufmerksamkeit. Folgende Warnzeichen müssen sofort erkannt werden:
- Rötung oder Schwellung
- Überwärmung der Stelle
- Austritt von Flüssigkeit
- Schmerzen oder Druckempfindlichkeit
- Funktionseinschränkungen
Das Duschen ist mit speziellen wasserabweisenden Folienverbänden möglich, jedoch muss die Einstichstelle anschließend neu verbunden werden.
Wechsel von Verbänden und Systemen
Die regelmäßige Erneuerung von Verbänden und Systemen folgt einem strengen Zeitplan. Transparente Verbände können bis zu sieben Tage verbleiben, während Gazeverbände spätestens nach 48 Stunden gewechselt werden müssen.
Wichtig: Bei Verschmutzung oder Durchfeuchtung muss der Verband sofort gewechselt werden. Die Portnadel selbst muss alle 5-7 Tage erneuert werden. Infusionssysteme mit lipidhaltigen Lösungen müssen innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Infusion ausgetauscht werden.
Die Einhaltung dieser Hygienestandards ist besonders im häuslichen Umfeld wichtig, da hier die Überwachung weniger streng ist als im Krankenhaus. Eine Katheter-assoziierte Infektion ist bei längerer parenteraler Ernährung mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% zu erwarten, wenn die Hygienevorschriften nicht strikt eingehalten werden.
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Komplikationen erkennen und vermeiden
Trotz sorgfältiger Vorbereitung und Durchführung können bei der parenteralen Ernährung zu Hause verschiedene Komplikationen auftreten. Etwa 5-10% der Patienten mit parenteraler Ernährung entwickeln Komplikationen im Zusammenhang mit dem zentralvenösen Zugang.
Häufige Probleme und Lösungen
Bei der häuslichen parenteralen Ernährung treten Komplikationen mit einer Häufigkeit von 0,98 pro 1000 Kathetertagen auf. Die häufigsten Probleme umfassen:
- Metabolische Störungen wie Hyperglykämie oder Leberfunktionsstörungen (betrifft >90% der Patienten)
- Mechanische Komplikationen wie Katheterobstruktion oder Dislokation (11% der Fälle)
- Zentrale Venenthrombosen (7% der Fälle)
Warnzeichen einer Infektion
Katheter-assoziierte Infektionen stellen mit 28% die häufigste Komplikation dar. Besondere Aufmerksamkeit ist bei folgenden Symptomen geboten:
- Temperaturanstieg und Schüttelfrost nach Anschließen der Infusion
- Rötung oder Schwellung an der Porteinstichstelle
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Schwellungen im Hals- und Armbereich auf der Portseite
Die Infusionstherapie muss sofort unterbrochen und medizinische Hilfe aufgesucht werden bei:
- Fieber über 38,5°C oder Schüttelfrost
- Anhaltenden Schmerzen an der Einstichstelle
- Verstopfung oder Undurchgängigkeit des Ports
- Rückfluss von Blut ins System
- Anzeichen einer Portsepsis
Bei Patienten, die von geschultem Pflegepersonal betreut werden, treten nachweislich weniger Infektionen auf als bei selbstständiger Durchführung ohne fachliche Unterstützung. Die Infektionsrate liegt bei etwa 6 pro 1000 Kathetertagen, wobei 50% der Infektionen durch Hautkeime verursacht werden. Dies unterstreicht die Bedeutung einer konsequenten Hygiene und regelmäßiger Schulungen.
Wichtig: Hyperglykämische Zustände lassen sich durch regelmäßige Kontrollen des Plasmaglukosewertes und entsprechende Anpassung der Insulindosis vermeiden. Bei Leberkomplikationen wie gestörter Leberfunktion oder Hepatomegalie muss die Protein- bzw. Kohlenhydratzufuhr angepasst werden.
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Schlussfolgerung
Parenterale Ernährung zu Hause erfordert höchste Sorgfalt und konsequente Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen. Die sichere Durchführung basiert auf drei Säulen: gründliche Vorbereitung, strikte Hygiene und aufmerksame Überwachung möglicher Komplikationen.
Patienten und Pflegende müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die mit dieser lebensnotwendigen Behandlung einhergeht. Regelmäßige Schulungen, sorgfältige Dokumentation und enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Fachpersonal bilden dabei das Fundament für eine erfolgreiche Therapie.
Die korrekte Umsetzung aller beschriebenen Maßnahmen ermöglicht Betroffenen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben bei gleichzeitiger Minimierung gesundheitlicher Risiken. Besonders wichtig bleibt dabei die ständige Wachsamkeit gegenüber Warnsignalen und die unmittelbare Reaktion auf mögliche Komplikationen.
FAQs
Wie wird die parenterale Ernährung zu Hause durchgeführt?
Die parenterale Ernährung zu Hause erfolgt über einen speziellen Zugang, meist einen Port im oberen Brustbereich. Die Nährlösung wird über ein Infusionssystem verabreicht, wobei strenge Hygienemaßnahmen und eine sorgfältige Vorbereitung erforderlich sind.
Welche Ausstattung wird für die parenterale Ernährung benötigt?
Für die parenterale Ernährung werden spezielle Materialien benötigt, darunter die Nährlösung, Infusionsbesteck, sterile Handschuhe, Desinfektionsmittel, Spritzen, Verbandsmaterial und ein Infusionsständer oder mobiler Rucksack mit Pumpe.
Wie kann man Infektionen bei der parenteralen Ernährung vorbeugen?
Infektionen können durch strikte Hygienemaßnahmen vorgebeugt werden. Dazu gehören gründliche Händedesinfektion, Desinfektion des Arbeitsbereichs, regelmäßiger Wechsel von Verbänden und Systemen sowie sorgfältige Pflege der Einstichstelle.
Welche Komplikationen können bei der parenteralen Ernährung auftreten?
Häufige Komplikationen sind metabolische Störungen, mechanische Probleme wie Katheterobstruktionen und zentrale Venenthrombosen. Katheter-assoziierte Infektionen stellen mit 28% die häufigste Komplikation dar.
Wann sollte man bei der parenteralen Ernährung medizinische Hilfe suchen? Medizinische Hilfe ist sofort erforderlich bei Fieber über 38,5°C, anhaltenden Schmerzen an der Einstichstelle, Verstopfung des Ports, Rückfluss von Blut ins System oder Anzeichen einer Portsepsis. In diesen Fällen muss die Infusion umgehend unterbrochen werden.